Nachdem nun vor einigen Wochen der Teil 1 herausgekommen war, folgt nun mit dem 2. Teil der kleinen Zündel-Serie die Fortsetzung und der Abschluss. Ich möchte auch hier vorab auf den Zweck des Artikels und seine Ausgestaltung hinweisen. War der erste Teil noch darauf aus, alles sachlich und vor allem objektiv zu behandeln, so wird es nun deutlich subjektiver. Das bedeutet, ich möchte euch gerne meine Meinung ausführlich offenlegen, verbunden mit wichtigen Fragen, Gedankengängen, aber auch schlichtweg Fakten. Denn diese gibt es auch in meinen Ansichten.
Ich möchte dies nur im Vorfeld klarstellen. Es ist meine Meinung, die ich haben und äußern darf.
Und bei allem Trouble sollten wir uns doch in einigen grundlegenden Dingen auf jeden Fall einig sein: Wir sind alle Fans des Sports, insbesondere des Fußballs. Wir sind alle glühende Anhänger des Vereins mit dem Roten Brustring. Aber: Es geht hier auch nur um Fußball.
Danke.
Verschiedene Dinge sollten nun geklärt sein. Was ist Pyrotechnik überhaupt, welche Ausbildungen und Berufe beschäftigen sich professionell damit, was passiert im groben beim Zünden des Feuerwerks und nicht zuletzt, welche gesetzlichen Rahmenbedingungen gelten und welche Gesetze, die unterschiedliche Aspekte regeln, bestehen. Abschließend hatte ich dann den Bogen weiter zum Fußball geschlagen.
Stimmung. Neben den sportlichen (Höchst)Leistungen auf dem Platz ist diese sicherlich mit einer der entscheidenden Gründe, die den Fußball, so wie wir ihn hier vor allem in der Bundesliga kennen, so unglaublich faszinierend und auch attraktiv macht. Vor, während und je nach Ausgang auch nach des Spiels beben die Stadien. Vorfreude, Spannung, Faszination, Überwältigung, Jubel, Begeisterung, aber auch Anspannung, Angst, Fassungslosigkeit, Wut und Ungewissheit, all diese und noch unzählige Emotionen mehr zählen dazu.
Zudem haben wir tolle und weitestgehend moderne Arenen, aber auch geschichtsträchtige und altehrwürdige Schauplätze zu bieten, die von jung und alt gerne und nicht selten in Massen besucht werden. Viele dieser Sportstätten sind meist ausverkauft. Brot und Spiele, selbst im Römischen Reich hätte das nicht besser umgesetzt werden können.
Dafür werden wir weltweit beneidet.
Hauptverantwortlich dafür sind wir Fans. Wir schaffen es oftmals, diese Sportplätze in wahre Hexenkessel zu verwandeln. Doch es sind mit Sicherheit nicht wir Fans alleine.
Die Grundlagen dafür, dass wir diesen wunderbaren Sport haben, ist ganz weit gefasst, unsere Gesellschaft. In wirtschaftlich schwachen oder schwierigen Zeiten oder gar zu Zeiten politischer Instabilität, könnten wir uns so etwas nicht leisten. Es ist eben nur Sport. In unserem Lande, in unserem Europa des Friedens (eine solch lange kriegsfreie Zeit in Europa hat es noch nie gegeben) haben wir die entsprechenden Rahmenbedingungen, sind geeignete Strukturen entstanden, die es uns erlauben, den Sport so zu betreiben, wie wir es tun.
Wendet man den Blick einmal in Länder, wie Afghanistan oder auch in Teile der Ukraine, so ist hier häufig gar nicht an solch eine Freizeitbeschäftigung zu denken, der man zudem auch in der Regel ganz unbeschwert nachgehen kann.
Dann wären noch die Vereine. Nicht überall kann man den Sport so unkompliziert verfolgen, wie bei uns. In anderen Ligen sind die Ticketpreise um ein Vielfaches höher oder es gibt ausschließlich reine Sitzplatzstadien. Dies alles geht mit Sicherheit zu Lasten der Stimmung, wenn zum einen nur Fans mit dem nötigen Kleingeld die Spiele besuchen können und unsere berüchtigten Stehplatzbereiche fehlen würden.
Doch um all das bisher und auch weiterhin garantieren zu können, gilt es, wie in so vielen Lebensbereichen, dass es Regeln gibt und man sich auch an diese Regeln halten sollte. Dazu zählen grob gesprochen, die Regeln des täglichen Lebens. Wie gehen wir in einer Gesellschaft zivilisiert miteinander um.
Wenn man sich nun die Frage stellt, ob man für unsere grandiose Stadionatmosphäre die viel angesprochene und viel diskutierte Pyrotechnik zwingend benötigt, stößt man auf unterschiedliche Antworten. Sie ist unumstritten umstritten. Sicherlich, es gibt schon ein schönes Bild, wenn der Kessel unter den Fangesängen und dem flimmernden Licht sozusagen glüht, die Rauchschwaden langsam die Ränge empor steigen, um sich dann wieder allmählich aufzulösen. Ich denke, bei diesen Worten haben wir alle ähnliche Bilder und Erinnerungen im Kopf.
Doch, so schön das alles klingt und im Stadion auch aussieht, es gibt einige Bedenken, über welche man sich unbedingt Gedanken machen sollte.
Was verwendet man hier in den Blöcken? Es ist Sprengstoff. Dieser findet sicherlich in vielen Bereichen sinnvollen Einsatz. Im Bergbau, in der Seenotrettung oder auch in den allermeisten Autos und zu verschiedenen Feierlichkeiten. Der Einsatz ist aufgrund des hohen Gefahrenpotentials gesetzlich geregelt.
Darauf brauche ich sicherlich nicht erneut näher einzugehen. Ich möchte nur sagen, es hat schon seine Gründe, weshalb es hier gesonderte Regelungen gibt.
Der einfachste und einleuchtendste: Schutz von Menschen.
Dabei kommt der oftmals, sicherlich aus Unwissenheit, sehr böse titulierte Staat ins Spiel. Dieser hat auch die Pflicht, Menschenrechte umzusetzen. Und so hochgestochen es klingen mag, dazu zählt auch das „Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“. In Deutschland fällt dieses Recht unter die Persönlichkeitsrechte, und diese sind ein Grundrecht.
Um dies zu sichern, gibt es in einem Staat, wie wir ihn kennen, verschiedene „Gewalten“. Per Gesetzgebung wurden daher die zitierten Regelungen getroffen. Die Einhaltung wird dann, bewegen wir uns einmal nicht allzu weit weg von unserem Thema, von der Polizei sichergestellt. Bei Verstößen dagegen werden Sanktionen fällig.
Aus diesem Grunde gibt es im Rahmen von Sprengstoff, ein Gesetz, das den Umgang mit Pyrotechnik festlegt. Und schaut man sich das einmal genauer an, könnte es ganz einfach sein. Diese Festlegungen wurden von den Vereinen und Stadionbetreibern übernommen. Schaut man sich einmal die Stadionordnung an, müsste es allen klar sein. Pyrotechnik ist hier explizit verboten. Die Gründe dafür sollten auch jedem klar sein. Jeder in Deutschland zugelassene Hersteller von Pyrotechnik, andere ausländische Quellen sind aufgrund fehlender Umsetzung von Sicherheitsbestimmungen im Rahmen der Produktion sowieso verboten, hat gewisse Bestimmungen für den Umgang getroffen. Diese sind abhängig vom Produkt. Allen gleich ist jedoch, dass hier die Verweise auf das Sprengstoffgesetz und Begriffe wie „Genehmigung“, „Schutzabstand“, „Gefahrenbereich“, „unter freiem Himmel“ oder „geschlossener Raum“ vorkommen.
Bei der Verwendung im Stadion macht man sich also in mehrfacher Hinsicht, kurz gesagt, strafbar.
Bedenklich finde ich, dass hier Pyrotechnik auf engstem Raum gezündet wird. Und zumeist von komplett unwissenden Personen. Diese zeichnen sich nicht nur fehlende Sachkenntnis aus, sondern auch noch durch fehlenden Respekt im Umgang mit solchen Substanzen. Abstand ist hier kein Begriff und den gibt es auch nicht, geschweige denn vorhandener Brandschutz. Dabei muss man nicht einmal direkt von einem offenen Feuer betroffen sein, auch das Licht an sich kann schon schädlich sein. Auch die Tatsache, dass Unbeteiligte von schwerwiegenden Komplikationen betroffen sein können, finde ich nicht nur bedenklich, sondern das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Und wenn dann erst einmal etwas passiert ist, kommen weitere Fragen auf. Wer haftet? Wer bezahlt dem Geschädigten die Behandlung? Wer kommt für den Schadenersatz auf? Wer steht gerade, wenn es um dauerhafte Schädigungen geht? Sehminderungen, Sehverlust, Hörschäden, Verbrennungen? Damit müsste der Geschädigte ein Leben lang auskommen. Meist sind es dann, zumindest was die medizinische Behandlung betrifft, die Krankenkassen. Also, jeder von uns, der Steuern bezahlt. Die Allgemeinheit.
Die Folgen, die durch Pyrotechnik entstehen können, hören beziehungsweise lesen sich zumeist eher harmlos. Sofern man nicht selbst, oder eine nahe stehende Person, davon betroffen ist, werden die Folgen nicht richtig deutlich. Am besten wäre es, sich solche Fälle einmal genauer anzusehen. Ich denke, dann würden viele Menschen mehr noch zum Umdenken angeregt.
Bei der Frage, wer für die entstandenen (und eventuell noch entstehenden) Schäden haftet, wäre es prinzipiell noch einfach. Nämlich derjenige, der die Pyrotechnik gezündet hat. Doch diesen ausfindig zu machen, ist leider schwer. Denn er wird gedeckt. Sollte ihn bei all der Vermummung keine Kamera erwischt haben, gibt es im Fanblock kaum einen, der den Mut und Anstand hat, wohlmöglich seinen Kollegen zu verpfeifen. Dabei hätte dies in solch einem Falle überhaupt nichts mit Ehre oder gar irgendeinem Kodex zu tun. Hierbei geht es um Gerechtigkeit. Diese Deckung eines Straftäters (dann wohl auch wegen Körperverletzung) ist einfach nur feige und schlichtweg gesetzeswidrig. Im Prinzip würden sich all diejenigen als Mittäter ebenfalls strafbar machen. Würde der Täter nur sich alleine gefährden, spräche sicherlich deutlich weniger gegen den Einsatz. Das Problem ist eben, dass Pyrotechnik in der Regel an gut besuchten Orten gezündet wird. Man möchte ja schließlich publikumswirksam sein und Beachtung finden. Nur bringt man nebst sich selbst leider auch andere Personen in Gefahr. In unnötige Gefahr.
Ich finde es lächerlich, wenn wieder irgendwelche Banner in der Kurve auftauchen, auf denen man sich mit dingfest gemachten Tätern solidarisiert und wohlmöglich noch deren Begnadigung fordert. Täter gehören isoliert, angezeigt und für ihre Taten bestraft.
Natürlich kann Pyrotechnik auch sicher sein. Wenn man alles beachtet. Auch Sprengstoff ist dank Alfred Nobels Dynamit im Prinzip eine völlig ungefährliche Sache. Solange man es richtig lagert und nur unter entsprechender Fachkenntnis an den richtigen Orten angewendet wird.
Im Moment scheint es so, als könnte man dem Problem nur Herr werden, indem man weitere und intensivere Einlasskontrollen am Stadion durchführt, indem eine striktere Verfolgung mit härteren Sanktionen der Täter und Mittäter erfolgt und indem man ein absolutes Verbot der Vermummung durchsetzt. Zu letzterem Punkt kommt die Frage auf, wieso man sich in einem Stadion auch vermummen sollte? Hat man von vorneherein schon etwas zu verheimlichen? All das wiederum beeinträchtigt wahrscheinlich leider auch viele Unbeteiligte. Einige wenige Idioten sind für großen Aufwand verantwortlich und mindern die Freude an einem Stadionbesuch.
Ein Versuch bliebe noch mit einem Appell an alle wahren Fans, diese Minderheit auffliegen zu lassen. Zum Wohle aller.
Denn man sollte auch einmal die Sanktionen gegenüber dem Verein betrachten. Durch dieses Fehlverhalten vermeintlicher Fans entsteht Schaden am „eigenen“ Verein. Ich kann nicht verstehen, wie man sich als Täter dann noch als Fan bezeichnen kann.
Der Gipfel kommt schließlich mit den Vorwürfen gegenüber den Kritikern der Pyrotechnik, indem diesen vorgeworfen wird, sie seien „weniger Fan“, sie würden allen nur den Spaß nehmen und sie würden alles falsch sehen.
Ich frage mich dabei, wer hier die Wirklichkeit mehr verzerrt. Ein total schräges Bild.
Betrachtet man dann noch die Äußerungen und Stellungnahmen des eigenen Vereins, in denen dieser klar Position gegen den Einsatz von Pyrotechnik bezieht, verdeutlicht sich diese Misere, die eigentlich keine sein dürfte.
Es ist schon traurig mit ansehen zu müssen, wie der Verein unnötigerweise Geld in die Hand nehmen muss, um für das Fehlverhalten der eigenen Fans gerade stehen zu können. Ich verstehe Forderungen seitens der Vereine, dass man die ausgemachten Täter auch für den entstandenen wirtschaftlichen Schaden im Sinne der verhängten Sanktionen haftbar machen möchte. Hier kann ich nur meine vollste Zustimmung aussprechen.
Gerd Mäuser hatte damals einen Versuch gestartet, die „Fans“ einzufangen. Ich fand den Ansatz und das Angebot sehr vorbildlich. Er lautete, dass der Verein den Fans eine gewisse Summe Geld zur Verfügung zu stellen würde, sollte der VfB Stuttgart in der damaligen Saison keine Strafen wegen Ausschreitungen und/oder Pyrotechnikeinsatz zahlen müssen. Doch auch dieser innovative Vorstoß wurde von einigen Idioten wenige Wochen später im wahrsten Sinne des Wortes pulverisiert.
Häufig wird auch die Forderung laut, dann für den Einsatz von Pyrotechnik spezielle Bereiche im Stadion zu schaffen, die den gesetzlichen Bestimmungen und Sicherheitsaspekten entsprechen. Ich selbst sehe das prinzipiell als sehr sinnvolle Idee an. Schon jetzt wird häufig bei den Saisonabschlüssen, also nach dem letzten Heimspiel oder im Rahmen eines Finalspiels wie zum Beispiel dem DFB-Pokal in Berlin Pyrotechnik ganz legal verwendet. Dies ist auch einer der Hauptansatzpunkte für die Befürworter von „freier“ Pyrotechnik. Jedoch werden diese Installationen von Profis mit qualitativ hochwertigem Material vorgenommen und sind daher recht kostspielig. Dennoch würde ich auch ein kontrolliertes Abbrennen in speziellen Bereichen befürworten. Zwei Punkte könnten dagegen sprechen. Zum einen gibt es immer schwarze Schafe, denen auch das nicht genug ist, und die zum anderen einfach den Nervenkitzel, etwas Verbotenes zu tun, suchen und die das aus diesen Gründen nicht tangieren würde. Wenn sich alle daran halten würden, würde ich das für alle Beteiligten als sehr positiv ansehen.
In diesem Sinne: All ihr Chaoten auf und neben den Tribünen, hört‘ auf! Zerstört nicht euer Leben und noch wichtiger, zerstört nicht das Leben anderer. Zerstört nicht unseren Fußball.
So viel nun zu meiner Darstellung der Dinge. Ich verstehe, dass man viele Dinge kontrovers sehen kann. Aber es gibt geltende Regeln und in unseren Hinterköpfen sollte immer stecken, dass es sich hierbei nur um Fußball handelt. Und dieser Fußball ist es auf gar keinen Fall wert, dass Personen Schaden daran nehmen.
Doch, so wie ich das Thema bereits mit Teil 1 begonnen habe, also rein sachlich und objektiv, möchte ich es nun auch beschließen: mit der Gewaltverzichtserklärung unseres OFC Schwabenfreunde NordWest.
„Der VfB Fanclub OFC Schwabenfreunde Nord West bekennt sich dazu keine Gewalt im Rahmen von Fußballspielen in und um Stadien gegen Personen und Sachen zu üben, fördern oder zuzulassen. Darüber hinaus spricht sich der OFC gegen das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen aus.
Diese Gewaltverzichtserklärung ist Voraussetzung für die Anerkennung als Offizieller Fanclub (OFC) des VfB Stuttgart.
Alle Mitglieder haben auf der Gründungsveranstaltung am 09.09.2011 diese Gewaltverzichtserklärung unterschrieben. Jedes neue Mitglied des OFC Schwabenfreunde NordWest muss ebenfalls laut Satzung diese Erklärung unterschreiben.
Bei Zuwiderhandlung droht dem OFC Schwabenfreunde Nord West der Verlust des OFC-Status und das Mitglied kann mit sofortiger Wirkung vom Verein ausgeschlossen werden.“
Ich selbst habe diese Erklärung unterschrieben und mir wurde versichert, dass alle weiteren Mitglieder dies ebenso getan haben. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen, an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen zu werden, was er mit seiner Unterschrift bestätigt hat und was ihm demnach drohen könnte.
Ich bin Fan des Fußballs. Ich bin Fan des VfB Stuttgart.
Euer Gunther